| der kalte Norden |
Die Nachtfähre von Bodø hat uns auf die Inselkette Lofoten gebracht. Eine laute Ansage des Kapitäns hat schlafende Passagiere 6 Uhr morgens etwas unsanft aus den Schlafsäcken gerissen. Also schnell alles zusammengepackt, auf die morgendliche Hygiene verzichtet und ab in den Syncro um den Sonnenaufgang noch zu erleben. Petrus hatte es sich an dem Tag etwas anders überlegt und die Sonne hinter einer geschlossenen Wolkendecke zurückgehalten. Macht nichts, dann trinken wir erstmal einen Espresso und schauen auf die Berge. Denn es ist egal wie das Wetter ist, gerade im Winter ist es sehr spannend wenn der Himmel weniger leuchtet, die Stimmung ist dabei so natürlich wie auch unwirklich. Das kann aber auch am Schlafmangel liegen.
Wer sich dazu entscheidet im Winter nach Nordnorwegen zu fahren um sich dabei auch einen Abstecher auf die Lofoten zu gönnen, macht alles richtig. Nicht umsonst wird die Inselkette im Nordatlantik auch als die „Alpen im Wasser“ beschrieben. Die kleinen Dörfchen mit den roten und orangenen Fischerhütten, umschlungen von den kurvigen Straßen und Brücken, prägen das Bild am westlichsten Zipfel rings um die „Stadt“ Moskenes.
Kurze Etappen mit vielen Stops lohnen sich gerade in dem westlichen Teil der Inselkette. Diese Unterbrechungen haben wir auch machen müssen, denn es mussten ja einige Bilder geschossen werden, nicht zuletzt hat der Tour Photograph David oft bestimmt wo nun angehalten wird!
Beim Betreten der Insel sind am Syncronator Lichtprobleme aufgetreten und wir sind auf der Suche nach einem Lenkstockschalter, denn der ist defekt und wir haben kein Fern- und Abblendlicht. Etwas frustriert von der Tatsache, dass Ersatzteile drei Tage benötigen bis zu einem VW Händler nach Narvik, haben wir uns dazu entschieden die Rallye abzubrechen. Nein natürlich nicht, den mit Panzertape und etwas Roulette im Sicherungskasten hält das Provisorium schon mehrere Tage.
Unsere Route zum Nordkapp schickt uns weiter Richtung Tromsø und Alta, die zwei letzten großen Städte in Norwegen bevor die Natur hier mehr und mehr das Zepter übernimmt. Die folgende Nacht haben wir bei Ben verbracht, einem super sympathischen Exilschweizer auf seiner Huskyfarm zusammen mit ca. 70 Hunden. Die rustikale Blockhütte und die Sauna waren allererste Sahne, wir haben uns bei Ben pudelwohl gefühlt. Seine Nachbarin Ramona haben wir auch kennengelernt. Ramona und Ihre Familie wohnen 7 km von Ben entfernt und haben eine Rentierfarm. In traditioneller Samitracht und perfektem Englisch hat Sie uns genau erklärt wie das Leben in der Kälte so abläuft. Wir waren begeistert von dem freundlichen Empfang und den schüchternen Kindern. Sogar Rentierfleisch hat Sie uns angeboten, wir haben aber abgelehnt wohlwissend, dass Ramona und Ihre Familie das Fleisch selbst am besten brauchen. Denn dieser Winter ist schlecht sagt Sie zu uns, nicht sehr viel Schnee und zu hohe Temperaturen, dann essen die Tiere den Schnee und müssen höher auf die Berge. Das Klima in den letzten Wintern war viel zu mild, normalerweise lägen um die Jahreszeit drei Meter Schnee, für uns nicht vorstellbar, denn es lag eigentlich ziemlich viel Schnee und kalt war es auch.
Die letzte Etappe vor dem Nordkapp war wohl die längste aber auch eine der schönsten. Die winterliche Berglandschaft wird immer wieder unterbrochen von unzähligen Fjorden und deren Seitenarmen. Überall sieht man gefrorene Wasserfälle an den Klippen in den unterschiedlichsten Farben. Viele Schneeschauer machen die Fahrt zu einem Spektakel, aber kein Problem für unseren Allrad mit wirklich richtig guten Winterreifen. Viel Verkehr gibt es hier oben nicht, eher auf dem Wasser, denn die Fjorde frieren zu und Eisbrecher müssen stets eine kleine Fahrrinne freibrechen.
Wie sind die Straßen hier oben eigentlich? Ganz einfach gesagt: eisig. Die Räder haben hier kaum noch Kontakt zu dem Bitumen der Straße und gesalzen wird hier auch nicht. Die Autos haben Spikes, sehr gute Winterreifen oder beides. Wenn man sich nur auf den Straßen aufhält ist ein Allrad nicht erforderlich, aber hilfreich. Die maximale Geschwindigkeit auf Eis ist trotzdem um die 100 km/h, fantastisch, hier lernt man sein Gerät genau kennen. Es gilt also höchste Aufmerksamkeit für den Fahrer, besonders ohne ABS am Wagen, so wie der Syncro 🙂
Die letzte Nacht vor dem Nordkapp haben wir in einer sehr netten Hütte bei Henry verbracht. Henry hat einen tauben Hund, Rentiere und vermietet seit einem Monat eine Hütte, die er für Besucher wie uns gebaut hat. Ein einfacheres Leben kann man nicht führen sagt Henry zu uns und genießt den Rum den wir Ihm eingeschenkt haben. „Viel Glück werden wir nicht haben mit den Nordlichern heut Nacht“ sagt er und macht noch ein helles Außenlicht auf seinem Hof aus, „vielleicht ist es ja so besser Polarlichter zu sehen.“ Wir haben tatsächlich eins gesehen, wenn auch nur ganz kurz und ganz schwach.
To be continued… Auf zum Nordkapp